Die Geschichte der Capellknaben
Portrait einer längst vergessenen musikalischen Kostbarkeit
Im 16. und 17. Jahrhundert wurde die Stadt Innsbruck durch ihre Hofkapelle zu einem Musikzentrum von europäischer Bedeutung.
Schon seit ihrer Gründung unter Erzherzog Siegmund dem Münzreichen gehörten die Kapellknaben zu den singenden Mitgliedern der Innsbrucker Hofmusik.
Anfänglich waren es zwei bis vier Knaben, später beträchtlich mehr.
Ihre Aufgabe war es, bei Gottesdiensten, welche der Landesfürst in seiner Hofkapelle feierte, zu musizieren.
Es war nicht leicht, Knaben von entsprechender Qualität für diese Aufgabe zu finden.
Immer wieder mußten Verhandlungen eingeleitet werden, um "frische Knaben" anzuwerben.
Dabei reisten die Aquiroren bis nach Rom,Basel, Wien, Breslau oder Florenz. Sogar Polen wurde aufgesucht, um entsprechende Knaben zu finden.
Heute kann gesagt werden, daß sogar Piraterie als Methode, neue Sänger zu finden, angewandt wurde.
Die im Bereich des Landesfürsten Erzherzog Ferdinand gelegenen Dom-, Stifts- und Pfarrkantoreien mußten ständig bereit sein, ihre besten Knaben an die Hofkapelle abzugeben, worüber sie sich wiederholt beklagten.
Die Knaben am Hof erhielten eine Ausbildung in "Singen, Contrapunkt und Komponieren", bei entsprechender Eignung auch in dem Fach Instrumentalmusik.
Diese Ausbildung dauerte bis zum Eintreten des Stimmbruches.
Dem Leiter der Hofkantonei, der für die stimmliche und musikalische Entwicklung der Knaben zuständig war, blieb also wenig Zeit für die Erfüllung seiner Aufgabe.
In diesem Zusammenhang schrieb der Römer
Pietro della Valle über die Kapellknaben:
" Wenn sie anfangen, etwas zu verstehen, verlieren sie die Stimme. Solange sie ihre Stimme besitzen, können sie ihrem Alter entsprechend kein Verständnis haben und sie singen auch ohne Verständnis, ohne Geschmack, ohne Anmut, wie eben Knaben etwas gut Eingelerntes vortragen."
Diese Schwierigkeiten waren keineswegs nur auf Innsbruck begrenzt, sondern geographisch und zeitlich fast universell.
So berichtete 13 Jahre nach Auflösung der Innsbrucker Hofmusik ein gewisser Johann Mattheson 1739 in Hamburg über die dortigen Verhältnisse:
Die Knaben sind wenig nutz. Ich meine die Kapell - Knaben. Ehe sie eine leidliche Fähigkeit zum Singen bekommen, ist die Discant Stimme fort. Und wenn sie ein wenig mehr wissen, oder einen fertigeren Hals haben als andere, pflegen sie sich soviel einzubilden, daß ihr Wesen unleidlich ist. So hat die Sache doch keinen Bestand."
Die kurze Lebensdauer der Knabenstimmen, welche auch heute noch ihren Reiz ausübt aber auch oft ein Problem darstellt - oder gar das Nichtvorhandensein von geeigneten Sängerknaben, zwang viele Kapellmeister der Renaissance und des Barocks, die Oberstimmen in liturgischen Kompositionen, in welchen Frauen im allgemeinen nicht zugelassen waren, anders zu besetzen.
Zu diesem Zwecke wurden in Innsbruck wie auch in anderen Städten häufig Falsetisten oder Kastraten eingesetzt.
Dieses Problem besteht auch heute noch.
Die inzwischen etablierte Bewegung, Musik von vergangenen Epochen auf dem Instrumentarium dieser Zeit zu spielen, hat im Vokalen Bereich keine Parallelen gefunden, da es wenig Knabenchöre gibt, welche sich dem Repertoire für Knabenstimmen, - das ist der überwiegende Teil aller bedeutenden liturgischen Vokalmusik der Renaissance und der Barockzeit - widmen können.
Die Innsbrucker Capellknaben
Wiederentdeckung eines kostbaren Kulturgutes
Der Chor der Innsbrucker Capellknaben wurde im Oktober 1991 mit dem Ziel gegründet, vor allem alte Musik auf höchstem Niveau in der Tradition der höfischen Knabenchöre - einer Tradition, die zur Zeit der Innsbrucker Hofkapelle von besonderer Bedeutung in unserer Stadt war - wiederzugeben.
Die Innsbrucker Capellknaben waren bis zum Ende des Unterrichtsjahres 1993 / 1994 in den Unterricht der Hochschule des Mozarteums in Innsbruck integriert.
Ab dem Ausbildungsjahr 1994 / 1995 verfügt der Chor über ein eigenes Probelokal.
Zudem wurde zur Entlastung des musikalischen Leiters, Prof. Howard Arman, ein zweiter Dirigent engagiert.
Der musikalische Leiter der
Capellknaben, Howard Arman, ist seit über zehn Jahren Professor für Chorleitung
am Mozarteum und erfahrener Dirigent auch in der Führung von Knabenchören
Durch ihn erhalten die Knaben eine hervorragende musikalische Ausbildung.
Diese intensive Ausbildung und der damit erworbene nationale und internationale Bekanntheitsgrad des Chores führte bereits dazu, daß die Innsbrucker Capellknaben nationale als auch internationale Einladungen erhalten haben.
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